Zimmerbesetzung

Daten

Tag Dienstag, 14.08.2018
Entfernung 359km
Reisezeit 13,75h
Pässe 1, Kuiseb-Pass(905m)
Wetter 10 - 29°, Nebel, später sonnig

Beschreibung

Auch heute beginnt der Tag um 06:30 mit einem Konzert und Nebel. Wir frühstücken in der "Bahnhofshalle" und sind um 09:15 auf der Strecke, es geht gen Süden nach Walvis-Bay. Dank eines Tanklastzuges und Nebel können wir die Küstenstrecke bei Tempo 60 geniessen. So fallen auch Gegenden auf, in denen Leute leben, die scheinbar der Meinung sind, ihren religiösen Unsinn allen Verkehrsteilnehmern mitteilen zu müssen. Religion ist Privatsache, öffentliche Mitteilungen darüber verschandeln die Gegend.

Es geht auf die C14, nach einem kurzen Asphaltstück auf die Schotterpiste. Bei Schotter wird es dann bleiben, bis zum Ziel.

Nebel
Nebel bei Walvis-Bay

Die Landschaft ist großartig, allerdings herrscht für Namibia ziemlicher Verkehr mit entsprechenden Staubfahnen. Zudem führt die Geschwindigkeit von 80-100km/h dazu, das sich die Abstände zwischen uns vergrößern, der Staub. Rechts und links liegen knöchel- bis kniehohe Aufschiebungen von losem Material, die eine deutliche Abgrenzung zu der topfebenen Umgebung bilden.

Staub
Staubfahnen bei 80km/h

Die Waschbrettstrecken erweisen sich als teils gefährlich, dann sind die Querrillen in Fahrtrichtung unterbrochen, was bei Thorti zum Schlagen des Vorderrades führt. Einzige Möglichkeit für Thorti, auf diesen Abschnitten unter 70 fahren und auf den Abschnitten dazwischen wieder aufholen, sprich, um 120. Zum Glück stehen Geschwindigkeitskontrollen nicht zu befürchten, jede Kontrolle wäre kilometerweit zu sehen.

Weit
Zigarettenpause an der C14

Unser Guide fährt ab und zu voraus, für Bilder und um die Strecke zu überprüfen. Wir kommen gut voran, wir sind knapp 20km vor dem Kuiseb-Pass, als das Waschbrett dauerhaft wird und in der Mitte heftiger, als am Rand. Wir weichen nach links zum Rand der Piste aus, das war ein fataler Fehler. Der Untergrund wird tief, trotz Stehens kommt Nina ins Schlingern, ein Mal links, ein Mal rechts, das letzte Mal links und Nina überschlägt sich mit dem Motorrad. Thorti dahinter macht eine Vollbremsung, leider mit Vorderradbremse und legt sich, schon fast zum Stillstand gekommen, auch ab.

Über das Kommunikationssystem hört Thorti Nina vor Schmerzen schreien, sehen kann er sie nicht. Killschalter betätigt und zu Nina, die zwischenzeitlich versucht aufzustehen. Wie es aussieht, sind keine Gliedmaßen gebrochen. Der rechte Koffer ist weg, das Motorrad liegt quer in der Spur, die Scheibe ist auch zur Hälfte weg. Nina hat etwas in Kreuz bekommen, Helm aus, Jacke aus, T-Shirt hoch, die Rippen sind im Aufprallbereich in Ordnung, der Bereich fängt langsam an dick zu werden. Alles wieder anziehen. Thorti sammelt Koffer, Plastikteile und Scheibe ein. Motorrad alleine aufrichten ist ob des losen Untergrundes nicht möglich, Nina kann nicht helfen.

Ein entgegenkommendes Fahrzeug hält und wir richten Ninas Mopped auf. Thorti läuft zu seinem, das Vorderrad hat sich in die Böschung gebuddelt, auch hier helfen die Leute. Nein, sie brauchen keine Hilfe holen, wir werden unseren Guide benachrichtigen, bzw. der wird irgendwann zurückkommen, vereinbarungsgemäß war er ein Stück vor gefahren. Thortis Koffer lässt sich wieder einhängen, allerdings hat der Sturz die Kralle zu Befestigung verbogen. Nun ja, "Teuertech"-Koffer, zu dem ist die Ecke unten links aufgerissen. Bei einem Sturz mit weniger als 20km/h. Stabil ist anders.

Bei Nina sieht es schlimmer aus, der Koffer lässt sich nicht einhängen, der Träger ist verzogen, die Kralle verbogen und der Deckel verschoben. Thorti hat Rockstraps griffbereit, die Koffer werden also mittels Rockstraps so befestigt, das sie zumindest nicht abfallen können. Während Thorti bastelt, versucht Nina via Mobiltelefon unseren Guide zu erreichen, der hat wohl gerade keinen Empfang, wir richten uns auf eine längere Wartezeit ein.

Unfall
Nach dem Unfall

Irgendwann bemerkt unser Guide, mehrere erfolglose Kontaktversuche durch Nina und dreht. Kurz vor unserem Standort hält er ein, ihm entgegenkommendes, Fahrzeug an und fragt nach zwei Motorradfahrern. Die Auskunft; Nee, da ist alles in Ordnung, die stehen am Straßenrand. Naja, stimmt nicht so ganz, das ist nur der Eindruck. Nina kann nicht alleine aufsteigen, also helfen wir ihr. Sitzen ist okay, die Maschine springt auch an, aber als es los geht, hat Thorti ein Stöhnkonzert. Verständlich, Nina muss jede Bodenwelle, jeder Stein weh tun. Problem, eine Alternative zu der Tortur gibt es nicht.

Es geht deutlich langsamer weiter, Nina kann sich nicht bewegen und schon gar nicht in den Rasten aufstehen. Langsam erhöht zwar das Sturzrisiko, verringert aber das Verletzungsrisiko im Falle eines Sturzes. Immer schön zwischen 40 und 60 bleiben.

Im Kuiseb-Canyon, kurz vor dem Pass, fahren wir in eine Unfallstelle, ein Offroad-Pickup hat sich überschlagen. Ernstlich verletzt ist zum Glück niemand, drei andere Fahrzeuge stehen bereits herum und leisten Hilfe. Nach kurzem Halt fahren wir weiter. Es geht deutlich langsamer nach Solitaire, das wir gegen 16:30 erreichen. Inzwischen ist es nicht ab und zu Waschbrett, sondern ab und zu kein Waschrett. In Solitaire (bestehend aus 5 Häusern und einer Tankstelle) tanken wir und machen Pause.

Richtung Bullsport ist die C14 wieder besser. Wir lassen Nina vorfahren, damit sie das Tempo bestimmen kann, Nina gibt etwas mehr Gas, als wir 80km/h überschreiten, bittet Thorti Nina, lieber etwas langsamer zu machen. Leider ist 80km/h zum Erkennen des Sandpads in der leichten Rechstkurve dann doch zu schnell. Nina steigt in einer Riesenstaubwolke das zweite Mal unfreiwillig vom Motorrad ab. Es ist nichts zu sehen und zu hören, als Thorti mitten in der Staubwolke zum Stehen kommt. In dem losen Untergrund findet er auch nicht sofort Halt.

Nochmal
Nachdem sich die Staubwolke verzogen hat

Dieses Mal ist es die linke Seite, aber sonst ist nichts passiert, alles ganz, an Nina und am Mopped. Okay, das Ego hat gelitten, aber bei wem hätte es das nicht. Nach einigem Geschimpfe und einer Zigarette geht es weiter. Unser Guide fährt wieder vor, Strecke prüfen. Thorti bleibt hinter Nina, es wird langsam und wir wissen schon, wir werden im Dunkeln ankommen. Kurz hinter Bullsport geht es auf die D584. Wenn es dunkel wird in Namibia, wird es pechschwarze Nacht. Im Kreuzungsbereich fährt Thorti beinahe einen Schwarzen auf einem Fahrrad um, ein Schwarzer in dunkler Kleidung, auf einem unbeleuchtetem Fahrrad, in tiefschwarzer Nacht, im Gegenverkehr auf der falschen Seite. TIA! Die D584 entpuppt sich als extremes Waschbrett. Ninas Tempo sinkt auf unter 20km/h, vor allem wegen ihrer Schmerzen und ihrer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit, alle 3-5km eine kleine Pause. Endlich kommt das Schild zur Farm. Angeblich noch 7km, es sind dann gut 10km.

Dunkel
An der Einfahrt zu Neuras

Wir kommen kurz nach 23:00 an, alles dunkel, die Rezeption unbesetzt. Das Backoffice von Intibane Bike Tours hatte unsere Ankunft extra noch mal telefonisch bestätigt, da es sich um einen Erstbesuch handelt. Das war um 17:00, nachdem wir Solitaire verlassen hatten. Wir suchen das weitläufige Gelände ab. Alles verschlossen, nur eine Bar ist offen, allerdings sind die Kühlschränke verriegelt. Es findet sich ein unverschlossenes Zimmer, 2 Betten, die Bettdecken unbezogen, ein paar Handtücher, mit Klo und Dusche.

Raum Nummer 6. Wir besetzen einfach das Zimmer, es ist inzwischen nach Mitternacht, die letzte Mahlzeit ist mehr als 16Stunden her. Unser Guide eröffnet uns, morgen um 06:30 werden wir zur Sossus Vlei abgeholt, also auch kein Frühstück. Wir teilen uns auf, ein Bett für den Gudie, ein Bett für Nina und Thorti, jeder geht kurz duschen. Wir haben zum Glück Schmerztabletten eingepackt, Nina nimmt eine Ibuprofen und wir gehen hunrig und durstig in ungemachte Betten.

AWA (Africa Wins Again)!

Tagestips

Übernachten Neuras im besetzten Zimmer
Essen keines
Kommentar Die zwei Unfälle waren schlimm genug, dass aber unsere Zimmer nicht bereit standen, niemand da war, bzw. die Schlüssel nirgendwo bereit lagen, kann man wohl nur fehlender geistiger Kapazität zu schreiben. In einer Gegend, in der es keinen Mobilfunk gibt, wartet man auf angekündigte Motorradfahrer bis zum nächsten Morgengrauen. Nur Schwachköpfe haben keine Vorstellung davon, das ein einfacher Plattfuss die Ankunft um Stunden verzögert. Die Leute leben dort und müssten eigentlich eine Vorstellung davon haben, was auf gravel-roads alles schiefgehen kann und welche Qualität die Kommunikationsifnfrastruktur in diesem dünn besiedelten Gebiet hat. Um 20:00Uhr hat die Rezeption ein "No show" eingetragen. Neuras, ein absolutes No-Go. Durch die Sossus Vlei sind umliegende Quartiere zwar dauerhaft ausgebucht, aber Neuras geht gar nicht.

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