gebt mir ein Amt und einen Stempel

Daten

Tag Mittwoch, 08.08.2018
Entfernung 374km
Reisezeit 7,75h mit Pausen, Grenzaufenthalt und Suche
Pässe keiner
Wetter 0 - 18°, sonnig

Beschreibung

Der Tag beginnt mit einer unangenehmen Überraschung. Die Aussentemperatur beträgt 0°. Da auch hier die Türen nicht dicht schließen, hat der Fliesenboden in unserem Zimmer die entsprechende Temperatur, was sich harntreibend auswirkt. Die Überprüfung am Motorrad ändert nix, es bleibt bei 0°. Bleibt nur die Zubereitung eines Nescafes mittels Wasserkocher, um die Zeit bis zum Frühstück zu überbrücken. Auch der Frühstücksraum ist nicht wirklich warm.

Parken
Kalt, trotz Sonnenschein

Um 09:30 geht es leicht angefroren bei 5° los, die letzten Kilometer zur Grenze nach Namibia. Dort wird uns ziemlich schnell, ziemlich warm werden, was nicht unbedingt mit steigenden Aussentemperaturen zu tun hat, sondern eher mit Hormonen. Es geht nur geradeaus, entlang von Strommasten, die anscheinend hauptsächlich dem Bau von Nestern der "Social Weaver" dienen.

Weber-Voegel
Nestbau entlang der Straße

Als Europäer des Schengen-Raumes hat man längst verdrängt, welches Ärgernis der verwaltungstechnische Schwachsinn eines Grenzübertritts auf dem Landweg darstelt. Nun, an der Grenze zwischen Südafrika und Namibia wird man wieder daran erinnert. Allerdings in Dimensionen, die selbst die Einreise in die Ostblockländer zu Zeiten des Kalten Krieges als Kinderspiel erscheinen läßt.

Stein
Wetterstein an der ZA-Genze

In ZA muss man 4 Stationen mit einem Laufzettel durchlaufen, auf jeder Station stempelt jemand, der sonst wahrscheinlich ein arbeitsloser Eckensteher wäre, den Zettel ab. Man muss alle möglichen Angaben handschriftlich in Listen eintragen, etwa Passnummer, Kennzeichen des Fahrzeuges und anderen Unsinn, nur um danach abschließend von Grenzbeamten am Schlagbaum befragt zu werden, ob man auf dem Motorrad nicht zufällig Elefanten schmuggelt. Ungarn lässt grüßen.

Man erreicht dann nach ein paar hundert Metern irgendwann die namibianische Grenze, an der sich der Schwachsinn potenziert. Sinnvolle Fragen, wie in etwa die, wie viel Geld man in Namibia ausgeben will. Auf dem handschriftlich auszufüllenden Formular fehlt eigentlich nur noch die Frage nach der Schuhgröße. Vielleicht sollte man das als Verbesserungsvorschlag einreichen.

Die Bearbeitungsgeschwindigkeit der Mitarbeiter erreicht in etwa die Fortbewegungsgeschwindigkeit eines Zweifingerfaultiers und wird mit der Flexibilität einer Betonstrebe durchgeführt. Nach 2 Stunden sinnlosem Rumgestehe und endlosen Diskussionen steht fest, unser Guide darf nicht einreisen. Irgendjemand hat einen Marker im System gesetzt, das er eine Workpermit braucht. Die zweite unangenehme Nachricht an diesem Tage. Die Workpermit kann nur die Botschaft in Johannesburg ausstellen, die ist leider über 1000km entfernt.

Wir dürfen einreisen, allerdings erst, nachdem unser Pass gescannt wurde, je ein Foto von uns gemacht wurde und die Abdrücke sämtlicher Finger gescannt wurden, wobei sich herausstellt, das man schon mit der Bedienung des Abdruck-Scanners hilflos überfordert ist. Ab zur nächsten Station, 190NAD oder 190ZAR pro Motorrad für den namibischen Straßenbau bezahlen, wobei sich die Frage stellt, inwiefern Motorräder Straßen abnutzen oder ob für Reiseenduros überhaupt Straßen gebaut werden müssen. In der namibianischen Regierung gibt es garantiert keine Motorradfahrer. Danach geht die minutenlange Sucherei nach einem Briefbogen los, auf den die Bestätigung gedruckt werden soll, dass unserem Guide die Einreise verweigert wurde. Die Bestätigung wird im Adler-Such-System verfasst. Kompetent und organisiert ist definiv etwas anderes.

Für uns ist dann eine kurze Besprechung angesagt. Schon am Montag haben wir von Intibane Bike Tours einen Ordner mit dem Ablauf, den Strecken und Unterkünften und weiteren Informationen erhalten. Wir gehen den schnell durch, wir müssen alleine weiterfahren, unser Tourguide will uns am Samstag in Windhoek treffen, was wir für utopisch halten.

Der Plan ist Folgender, unser Tourguide wird nach Upington zurückkehren und versuchen, von dort aus die Workpermit zu erhalten, während wir weiter zu unser Unterkunft "kurz hinter Grünau" fahren. Dort übernachten, um dann via Schotterpisten zum Fishriver-Canyon und weiter nach Keetmanshoop zu fahren. In Keetmanshoop übernachten und nach Besichtigung des Köcherbaumwaldes und des Giant-Playground weiter nach Windhoek, wo wir uns Samstag Abend treffen.

Alleine
Namibia, von allen Tourguides verlassen

Grünau ist nur 140km entfernt, das werden wir hinkriegen. Vorher müssen wir aber noch tanken, was wir in Ariamsvlei erledigen. Ninas Navi nutzt die Gelegenheit und schaltet sich und das Tracking ab. Nina bekommt das zum Glück mit. Wir biegen in Grünau anweisungsgemäß Richtung Norden ab. Nach 13km gibt es noch immer keinen Hinweis auf unsere Unterkunft, obwohl die ausgeschildert sein muss. Also drehen, in der Hoffnung in Grünau jemanden zu finden, der die Lokation kennt. Grünau ist eine Mogelpackung, dort ist es weder grün, noch gibt es Auen. Eine Ansammlung von Häusern entlang von Sandpisten. Im einzigen Gasthaus vor Ort kennt man unser Ziel, es sind "nur" 40km Richtung Keetmanshoop und damit ein Drittel der Gesamtentfernung nach Keetmanshoop. "kurz hinter"?

Bei dem Weg aus Grünau heraus gerät Nina im tiefen Sand der "Hauptstraße" ins Schlingern und fällt, praktisch schon stehend, um. Ninas Kommentar kann man nicht wiedergeben, die Unflätigkeiten lassen selbst Thorti erröten. Mopped aufgerichtet und weiter geht es.

Nach knapp 36km tauchen die ersten Hinweisschilder auf und nach 5 weiteren km stehen wir auf dem Innenhof der Farm, bestückt mit Kühen, Pferden, Hunden und Katzen. Der Eigentümer ist nicht da, seine Stellvertreterin ist eine redseelige, ältliche Frau. Wir erhalten ein 5-Bettzimmer mit der Akkustik, Gemütlichkeit und Heizbarkeit einer Bahnhofshalle.

Unterkunft
Savanna, noch vor der Dunkelheit

Beim Abendessen bekommen wir dann von der Stellvertreterin unaufgefordert einen rassistisch-kruden Vortrag über ihre schwarzen Mitbürger, der in der Feststellung gipfelt, in Deutschland hätten wir ja wohl auch Probleme mit den Afrikanern. Wir sind sicher nicht nach Namibia gefahren, um uns dort das selbe dumme Gelaber anzuhören, wie es in D von diversen Vollidioten verbreitet wird. Schon gar nicht von Leuten, die in einem Land leben, das etwa 2,5 mal so groß ist wie die BRD, aber noch nicht einmal so viele Einwohner hat, wie Berlin.

Die Savanna Guestfarm landet damit auf der Empfehlungsliste "Do not visit again"

Tagestips

Übernachten Savanna Guestfarm im Nirgendwo
Essen Savanna Guestfarm, tradionelle deutsche Küche als Buffet
Kommentar Man könnte von einer Katastrophe sprechen, wir sehen es als eine Herausforderung. Auch dank der hervorragenden Unterlagen von Intibane Bike Tours.

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