1. Alpenmarathon für Motorräder 01.08. - 03.08.2014

Prolog

Irgendwann im Februar 2014 postet ein Mitglied unseres Lieblingsforum etwas über den 1. Alpenmarathon. Obwohl wir ganz in der Nähe einen Teil unseres Urlaubs verbringen werden, reizt uns das Thema, wobei es bei Nina noch ein wenig Überzeugunsgarbeit braucht. Ende März melden wir uns an. Nach kurzem Hin und Her haben wir uns für die kürzeste der 3 Streckenlängen entschieden, weil wir beide keine Lust verspüren, nach einem 700km Ritt am nächsten Tag mitten in der Nacht aufzustehen, 550 oder 783km zu fahren und dann am dritten Tag wieder 700km unter die Räder zu nehmen. Eine Gruppe aus dem Forum lädt uns ein, mit ihr den Alpenmaraton zu fahren. Danke Biggi!

1. Tag, Anreise und Checkin (01.08.)

Mit einigem Getüftel und vielen Tipps aus dem Forum haben wir eine 680km-Strecke gebastelt, die weitestgehend staufrei sein sollte. In Bayern ist Ferienanfang, in Berlin Bettenwechsel. Da wir in dem Monat nach unserem Urlaub für unsere Verhältnis wenig gefahren sind, freuen wir uns auf die Tour. Wir sind sehr gespannt auf die Truppe, die wir nur über das Forum kennen. Vorsichtshalber haben wir Handy-Nummern ausgetauscht.

Um 08:00 sind wir weg. A115, A10, A9, B2, A72, A93, A3, B20, B588, B299,TS42 heißt unsere 680km-Route. Wir gondeln in eher gemächlichem Tempo die Strecke ab und erreichen um ca. 16:30 unser Hotel. Aufgrund einer, sagen wir mal, überholten Rezeption, es kann immer nur einer an der Schießscharte sein Begehr vortragen, dauert es etwa 20 Minuten. Danach haben wir unseren Schlüssel. Abladen und weiter geht es zum 5km entfernten Veranstaltungsort.

Da steppt der Bär, wir parken direkt neben zwei dieser Aufbau-Party-Pavillions, in denen mehrere Helfer des Veranstalters stehen. Zur Registrierung geht es in das Hotel/Restaurant, die ist relativ schnell und unkompliziert erledigt. Es folgt der Sicherheitscheck der Motorräder. Nun ja, wir parken direkt daneben, wie sich herausstellt und die Mitarbeiter verzichten auf die Vorfahrt, sie gehen die paar Schritte zu Fuß.

Während wir rumstehen und überlegen ob und wo wir was zu trinken bekommen, gibt es irgendeinen Spruch mit "Alien" von hinter uns. Umdrehen, stehen da vier rum, gleicher Haarschnitt, gleiches T-Shirt, dicht bei einander. Also nachgefragt, das bringt das offenkundige Sprachrohr der Gruppe schon mal sichtlich aus dem Konzept. "Na Du, mit dem ganzen Plastik. Wenn es hilft." Ah ja, das Protektorennetz von Thorti war offenkundig gemeint. Die Antwort, die wenig Schmeichelhaftes über die geistigen Fähigkeiten der vier im Besonderen, skin-protection und bayerische Provinzbewohner im Allgemeinen beinhaltet hätte, wird runtergeschluckt. Schließlich sind wir zum fahren und Spaß haben hier und nicht um uns mit Ureinwohnern anzulegen, deren geistige Entwicklung scheinbar in der Pubertät aufgehört hat. Nicht voll ausgebildeter Frontallappen ist unsere Vermutung.

Auf der rückwärtigen Terrasse finden wir einen Platz, es dauert 30 Minuten, bevor die Bedienung auftaucht und nochmal 30 Minuten bis wir zwei Radler haben, wir bestellen gleich die nächsten zwei und etwas zu essen. Man hat durchaus den Eindruck, 300Motorradfahrer und die Verantsaltungscrew wären völlig überraschend am Veranstaltungsort aufgeschlagen. Essen und die zweiten Radler kommen dann schon nach 20Minuten, so das wir gestärkt am Briefing teilnehmen können.

Trotz regem SMS-Austausch während der Wartezeiten, gelingt es uns nicht, uns mit einem Mitglied der Gruppe zu treffen. Zwei andere Mitglieder teilen per WhatsApp mit, dass sie erst nach 18:00 los gekommen sind. Wir klären für sie, das sie auch erst am nächsten Morgen einchecken können.

Abends dann die Überraschung, der Lautsprecher von heute nachmittag und sein Anhang sind im gleichen Hotel wie wir untergebracht. Durch T-Shirts machen sie klar, sie sind die "Neon-Boxer-Crew", für Unterhaltung ist also gesorgt.

2. Tag, Der Marathon (02.08.)

Wir haben die kürzeste der 3 angebotenen Streckenlängen und starten daher als Letzte. Um viertel vor neun sind wir am Startort. So nach und nach trullert die Truppe ein. Es starten 4 Neonjäcken, zwei auf einer 12erGS, einer auf einer 11GS und einer auf einer K, die ja keinen Boxer hat. Wir nehmen an, es handelt sich um unsere Helden vom Vortag. Würde passen. Unsere Gruppe macht sich dann irgendwann nach 09:30 als 8er-Truppe auf den Weg.

Start
Kurz vor dem Start

Es geht zügüg los. Beim ersten Halt verabschieden wir uns aus der 8ter-Gruppe, da unsere Intention nicht nur Fahren ist, sondern auch gucken und für Letzters geht es zu zügig. Am Kontrollpunkt 1, Mautstation der Rossfeld Panoramastraße, treffen wir auf den Teilnehmer mit dem ältesten Motorrad, einer 1936er Zündapp mit 7PS. Sein Motto: " Was mein Großvater geschafft hat, schaffe ich auch." Auf der Rossfeld Panoramastraße, treffen wir mit unserer Gruppe wieder zusammen.

Halt
Rossfeld Panoramastraße

Panorama
Panorama-

Panorama
Straße

Wir fahren weiter, während der Rest noch ein wenig auf dem Parkplatz rumlungert. Kurvenwedeln der ganz entspannten Art, bei einer Zigarettenpause kurz vor Kontrollpunk 2, fliegt der Rest der Truppe an uns vorbei, ohne uns zu bemerken. Wir treffen uns kurz darauf an Kontrollpunkt 2.

KP2
Kontrolpunkt 2

Panorama
Gruppen-Treffen auf eine Zigarette

Wir verabreden lose ein weiteres Treffen auf der Groß-Glockner-Hochalpenstraße, hinter Kontrollpunkt 3. Die sechs fahren los, während wir noch in Ruhe eine weitere Zigarette rauchen. So langsam tauchen die ersten Wolken auf und wir machen uns auf den Weg zu Kontrollpunkt 3. Die Edelweißspitze wollen wir nicht fahren, aber das Hochtor steht auf unserem Plan und irgendwo dort würden wir gerne auch etwas essen. Groß-Glockner mal von Norden. Auf geht das, wir bleiben bergauf von Verkehrshindernissen verschont. Oben angekommen, sieht es Richtung Hochtor nicht nach gutem Wetter aus, so das wir drehen und Richtung Bikerranch und Kontrollzone abfahren. Gute Entscheidung, wir erfahren später von Anderen, dass es praktisch zeitgleich mit unserer Entscheidung umzudrehen, am Hochtor anfing zu regnen.

Parkplatz
Aussicht vom Parkplatz zwischen Fuscher Törl & Edelweißspitze

Wetter
Noch geht das Wetter, Edelweißspitze

Bei unserer Talfahrt kommt uns die 1936er Zündapp entgegen, die den bergwärtsfahrenden Verkehr deutlich entschleunigt. :-) Wir haben etwas später einen Esel (E = Essen) vor uns, der vor und in jeder Kurve seinen Vito runterbremst, obwohl er sowieso nicht schneller als 40-50 wird. Nina schafft es in einer kurzen Lücke vorbei. Thorti fährt bis kurz vor die Mautstation hinter dem her, er fährt Mitte Straße und schneidet Kurven. Warum dürfen Leute wie der, offensichtlich völlig überfordert, überhaupt ein Kfz fahren und dann noch in den Bergen?

Weiter geht das und es gelingt uns, dem Wetter ein paar Mal ein Schnippchen zu schlagen. Aber vor Kitzbühl geht es dann in einen Megastau, zwischen den Autos durch, über den Gehweg, nutzt alles nichts. In Kitzbühl holt uns das Dreckwetter ein.

Wir streichen die Bikerranch und machen uns auf den Rückweg.

Regen
Wetteraussichten Richtung Bikerranch

und Regen
Nee, lass mal gut sein.

Wir wollen noch in der Kontrollzone die Aufgabe lösen, was uns trotz Regen gelingt. Wir gehören zu den ersten 10, die wieder am Verantstaltungsort sind, nur leicht angefeuchtet. Der Rest unserer Gruppe hatte nicht so ein Glück. Völlig durchnässt kommen sie mehr als zwei Stunden nach uns an und fahren direkt in ihr Quartier.

Abends sitzen wir vor unserem Hotel und sehen bis kurz vor Mitternacht immer wieder Gruppen von Motorradfahrern, die Richtung Veranstatltungsort fahren.

3. Tag, Abschlußveranstaltung und Rückfahrt (03.08.)

Der Tag fäng gut an, nach einem kurzen, schnellen Frühstück - wir haben uns zum Frühschoppen eingetragen - werden wir Zeugen wie die NBC zum Frühschoppen aufbricht. 4 saubere Motorräder, die die Frage aufwerfen, ob die den Marathon überhaupt mitgefahren sind. 4 Leute in Neonjäckchen, hinten steht die günstige Marke von Louis groß drauf, seitlich ist ein BMW-Patch auf der Ärmel-Schulter aufgenäht. Nach den Dialogen, die wir vom Balkon aus verfolgen können, sind es wahre Motorrad-Helden auf den Landstraßen Europas, zumindest wenn man Europa auf Bayern und Österreich beschränkt. Nun ja, andere zahlen Eintritt für Kabarett, wir haben es live und kostenlos.

Beim Frühschoppen, der gleichzeitig die Abschlußveranstaltung ist, gibt es wieder das selbe Problem, wie am ersten Tag, die Bedienungen sind völlig überfordert. Wir bekommen unseren Frühschoppen erst nach der Veranstaltung und es braucht 3 Anläuf bis die Bedienung kapiert, das wir keine Weißwürste wollen. Der Rest unserer Gruppe hat angekündigt, erst gegen 11:00 einzutreffen, da wollten wir eigentlich schon eine Stunde weg sein. Wir bleiben also, wir sind ja nicht auf der Flucht.

Ein Teil der Gruppe ist gestern abend noch nach Hause gefahren, weil sie komplett durch waren, nun ja, München ist ja nicht weit. Beim Rest der kommt, sind die Klamotten immer noch feucht. Wir quatschen noch ein wenig und machen uns dann gegen 11:45 auf die Rückfahrt. Es werden Wetten abgeschlossen, wer eine Regenfahrt bekommt.

Erstmal eine bayerische Umleitung, die in eine bayerische Umleitung führt. Bayerische Umleitungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur für Ortskundige sind. Am Anfang ein Schild und am Ende ein Schild, dazwischen nichts. Nach gut 50km Fahrt durch Gegenden, in denen man weder tot noch lebend über den Zaun hängen möchte sind wir wieder auf unserer Route und fahren der ersten Regenfront davon. Durch geschicktes Fahren und Pause machen gelingt es uns immer vor oder hinter einer Regenfront zu fahren. Wir haben zwar mehrfach nasse Straßen, bekommen auch mal ein paar Tropfen ab, aber nass werden wir nicht.

Dafür haben wir auf der A9 zwischen Schleiz und dem Berliner Ring 4 Staus. Die Autofahrer lassen uns durchfahren, keiner stellt sich in den Weg, nur einer aus San Marino pennt still vor sich hin. Kurz vor 20:00 sind wir zu Hause.

Tourdaten

Abfahrt: 01.08.2014, 08:00Uhr
Rückkehr: 03.08.2014, 20:00Uhr
Strecke: 1764km (378km Marathon)
Pässe: 4
Defekte: Keine
Pannen: Keine.
Strafzettel: Keine.
Kontrollen: Keine.
Fazit: Tolle Tage, tolle Leute kennengelernt, schöne Tour gefahren, was will man mehr?
Danke an Anke und Ralf vom Team Kurvenkratzer für die Organisation, ChiemgauQtreiber fürs posten.
Ein besonderer Dank an gstreiberstgt, gstreiberinstgt, monochrom und Tanja, Ihr seid einfach klasse, wir haben keine Minute bereut. Im Gegenteil, es hätten ruhig ein paar Minuten mehr sein können.