Granada, Besichtigung mit Fahren

Daten

Tag Sonntag, 11.08.2013
Entfernung 530km
Reisezeit 12,5h mit Pausen und Besichtigung
Pässe keiner
Wetter 20 - 37°, sonnig

Beschreibung

Nach den wir uns am gestrigen Tage von unserem Hochzeitstag erholt haben, lautet die Devise, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Da die Wettervorhersage erträgliche 37° für Granada ankündigt, werden wir heute da hin fahren. Über die alte Granada-Straße.

Zwischenzeitlich sind wir noch einer Verschwörung mit internationalem Ausmaß auf die Spur gekommen. Die Schweizer versuchen unter Beteiligung der jeweiligen Schweizer Regierung seit Jahren den Begriff "Emmentaler" für einen Käse zu schützen und sind dabei in der Wahl der Mittel nicht zimperlich. Wir konnten aufdecken, dass der Emmentaler nicht aus der Schweiz kommt. Zu unserem Schutz veröffentlichen wir hier nun den Beweis.

Beweis
Emmentaler kommt aus Frankreich, der Beweis wurde in Andalusien endeckt und sogleich gesichert

Pünktlich um 08:00 geht es los, wir wollen Alhambra besichtigen. Die erste offene Tanke ist unsere. Die A7 zieht sich, die einzige Abwechslung ist der extrem böige Wind, wie angekündigt. Wir erreichen unseren Abzweig zur alten Granda-Straße in Alumnecar noch vor 10:00.

Folgt man der spanischen Verkehrsregel, das das Überholen 100m vor jeder Kurve verboten ist, herrscht von jetzt an ab, bis Granja Escuela Überholverbot. Befolgt man eine weitere Regel, das Radfahrer nur mit Seitenabstand von 1,5m überholt werden dürfen, dann darf man auf einem Großteil der Strecke auch Radfahrer nicht überholen. Da sind keine Geraden zwischen den Kurven, auf den nächsten 26km und 1300 Höhenmetern. Eigentlich ein Traum, wären da nicht die zwei vierrädrigen, einheimischen Verkehrshindernisse vor uns. Zum Glück biegen beide nach einem Drittel der Strecke zu einen Aussichtspunkt ab.

Abgestellt
Alte Granada-Straße, Alumnecar-Granada, 1100m hoch

Der Landschafts- und Bewuchswechsel hinter dem höchsten Punkt (rund 1300m) ist beeindruckend. Noch etwas fällt uns zum wiederholten Mal auf, ausserhalb der Autovias sind einheimische Motorradfahrer langsamer unterwegs als wir. Kurz bevor es nach Granada runter geht überholen wir einige Radfahrer. Das lange Gefälle nach Granada bummeln wir mit 80 herunter und begucken uns die Landschaft.

Plötzlich tauchen zwei Radfahrer im Rückspiegel auf. Bei Tempo 80. Wir sind uns einig, Radfahren muß irgendeine, bisher nicht erkannte Form einer Geiteskrankheit sein. Mit dünner Kunststoffbekleidung, Styropor-Helm, unzureichenden Bremsen auf schmalen Reifen bei spanischen Straßenverhältnissen im normalen Verkehr einen, teils auf 60 beschränkten Pass mit mehr als 80km/h herunter zu fahren, das können nur Bekloppte oder Todessehnsüchtige. Mit Motorradhelm, Handschuhen, Protektorennetz, Motorradhosen und Stiefeln ausgestattet geben wir Gas und müssen über 90km/h schnell werden, damit sich der Abstand zu den Radfahrern vergrößert.

Wir erreichen die Berg-und-Tal-Gassen rund um Alhambra um halb zwölf und suchen einen Stellplatz für die Motos. Verkehrsplanung in Spanien, gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht. Wir finden Motoparkplätze, rechts an einer Gefällstrecke, direkt hinter einer uneinsehbaren Kurve, liegt eine, mit Pollern im Abstand von 1,20m abgetrennte, unebene, gerissene Betondecke, vollgestellt mit Rollern. Wir haben noch nie so lange gebraucht, um unsere Motorräder abzustellen.

Poller
Parken Alhambra, 2 halbwegs ebene Plätze ergattert

Auf zur Alhambra, unsere Vorfreude währt nur kurz, da wir ein neues Beispiel spanischen Unvermögens kennenlernen. Vor einer riesigen, klimatisierten Halle steht ein uniformierter, bewaffneter Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, dessen einzige Aufgabe darin besteht, den, in der prallen Sonne bei 32° schwitzenden, in einer Schlange stehenden, Besichtigungswilligen einen Schlater in der Halle zuzuweisen. Man kommt in die 400-600 Personen fassende Halle, die mit 6 Angestellten hinter Schaltern besetzt ist und maximal 20 Besichtigungswilligen und fragt sich, warum man draussen in der Schlange schwitzen musste. Wer nun glaubt er käme durch einen Ausgang in die Anlage, wird enttäuscht. Durch den Eingang wieder raus in die nächste Schlange in praller Sonne stellen. An deren vorderem Ende zwei schwätzende Wichtigtuer herumstehen, von denen nur einer die Eintrittskaten scannt, während beide permanent miteinander am sabbeln sind. Diese Kombination werden wir noch häufiger antreffen. Somit ist auch klar, das die Schwierigkeiten bei der Einrichtung spanischer Internet- und MPLs-Übergabepunkte nicht am Unternehmen lagen, sondern Spanien-immanent sind.

Wer sich von der spanischen Desorganisation nicht aufhalten lässt, wird mit einem imposanten Bauwerk belohnt, das auch heute noch erahnen lässt, wie weit die maurische Kultur im Mittelalter war, vor allem, wie weit überlegen.

Von unten
Alhambra, maurische Kultur verschandelt mit Marien-Statur :-(

Das sicher sehenswerte Innere des Palastes Karl des V haben wir ausgelassen, es wäre zeitlich nicht zu schaffen gewesen.

Besichtigen macht Hunger, ab in eine nahegelegene Touri-Abfütterstation. Im La Mimbre direkt am Eingang zu Alhambra essen wir etwas und sind erstaunt. Gutes Essen zu, auch für spanische Verhältnisse, bezahlbaren Preisen, flottes und freundliches Personal, das im Gegensatz zum Personal der Alhambra auch noch etwas mehr spricht, als nur spanisch.

Das Ausparken der Motos dauert dann etwas, andere gehen dafür ins Fitnessstudio, wir besuchen Granada mit dem Motorrad. Das Therometer zeigt inzwischen die versprochenen 37° an. Das Navi beschließt im Gassengewirr von Granada links abzubiegen, dies ist jedoch nicht möglich, wir biegen also scharf rechts ab, fahren 2km um den Pudding, landen an der selben Stelle, biegen rechts ab, die einzige weitere legale Möglichkeit. Jetzt besteht das Navi auf wenden. Thorti entscheidet, die grobe Richtung stimmt, weiterfahren, der Rest wird sich ausserhalb von Granada finden. Auch nach dem Markieren des Wegepunktes als besucht und weiteren 10km will das Navi immer noch wenden.

Wir entscheiden uns ausserhalb von Granada dann dafür, uns den ursprünglichen Weg durchs Hinterland ob der Temperaturen zu sparen und die Autovia Richtung Meer zu nehmen, dort sollte die Temperatur so um 30° betragen. Die A44 von Granada ans Meer gehört sicher zu den spektakulärsten Autobahnen, die man mit dem Motorrad fahren kann. Landschaftlich interessant, Schräglagen auch innerhalb der Tempolimits, kilometerlange Brücken über Stauseen. Ja, und Hinweise auf Fahrbahnabsenkungen mitten auf einer Brücke, die dann auch auf der Brücke noch kam. Stimmt sehr nachdenklich.

Schon 20km östlich von Granada ist der Wind nicht mehr heiß, sondern sorgt für Abkühlung.

Da Wasser mit Kohlensäure in Spanien ähnlich einfach zu erhalten ist, wie in Frankreich, eher gar nicht, sind wir doch sehr erstaunt, an einer Tanke kurz vor Velez Malaga eine gekühlte Flasche "Gerolsteiner" zu bekommen, unsere Hausmarke. Trotzdem sind wir froh, als wir endlich wieder diese Aussicht haben.

Dohem
Blick nach Gibralta in der Dämmerung, Apartment-Terrasse

Tagestips

Übernachten Apartment
Essen Restaurant La Mimbre, direkt am Eingang Alhambra
Kommentar Die "alte Granadastraße", Alhambra und die A44 entschädigen uns für die langweilige A7 und die Desorganisation der Spanier. Alles in allem ein gelungener Tag. Nina hatte fünf mal die "1" auf dem Kilometerzähler.

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