Chiusdino - Pomarance - Volterra - Casole d Elsa - Radicondoli - Montieri - Chiusdino

Daten

Tag Dienstag, 21.06.2011(Mittsommernacht)
Entfernung 161km
Reisezeit 6h mit Pausen
Pässe keiner
Wetter 25 - 33Grad, heiß und sonnig

Beschreibung

Also nach Volterra, in der Hoffnung dieses Mal nicht 2,5km vorher abgefangen zu werden, weil irgendein Fest stattfindet. Francesco gibt uns Tipps wie wir schön nach Volterra kommen, abseits der Rennstrecken voller Lkw, Busse, Wohnmobile. Super.

Es geht Richtung Massa Marittima, dann auf die SP439. Die schön leer ist. Rein in die Colline Metallifere nach Pomarance. Kurven, Kurven, Kurven. Unterwegs machen wir ein Entdeckung, die einen deutlichen Hinweis auf die italienische Vorgehensweise bei Problemen liefert.

Problem
Das Problem
Lösung
Die Lösung

Weiter Kurven bis Saline di Volterra, allerdings mit Wespen im Gegenverkehr, die in Thorstens Ärmel landen. (Video) Wir biegen auf die 68 Richtung Volterra ab. Die Strecke kennen wir noch vom letzten Jahr, so das wir sie "flüssig" durchfahren. (Video) Kurz vor Volterra blinken einige entgegenkommende Fahrzeuge auf und wir reduzieren unsere Geschwindigkeit auf die dort, auf der Landstraße, vorgeschriebenen 50. Und siehe da, als wir über die nächste Hügel-Kuppe fahren, biegt im Tal die Carabinieri gerade aus einer schwer einsehbaren Einfahrt auf die Landstraße ein und fährt vor uns in unsere Richtung. An der nächsten Steigung verlieren wir die Herrschaften aus den Augen, nur um sie direkt hinter einer Kurve in einem Feldweg wiederzufinden. Netter Versuch. Mit 50 war die Strecke zwar nicht spannend, aber trotzdem schön zu fahren.

Anfahrt nach Volterra Video 1, Video 2, Video 3

Die Zufahrt zur Alabaster-Stadt ist diesmal frei. Ein riesiges Schild weist die Altstadt als "traffico limitato" aus. Wir passieren ein Parkhaus, das in den Berg gehauen ist, auf dem Volterra erbaut wurde und kommen oben an. Dort gibt es Parkplätze für Motorräder, die vollständig belegt sind. Da Einheimische auf einer Sperrfläche parken, tun wir es ihnen gleich und schieben unsere Bikes dazwischen.

Kein Platz
Parken vor Volterra

Alleine der Ausblick vom Parkplatz lohnt die Anfahrt.

Aussicht
Ausblick vom Parkplatz

Lustigerweise hält sich die Anzahl deutscher Touristen hier in Grenzen. Das wird aber mehr als reichlich durch Niederländer, Belgier, Franzosen und Engländer ausgeglichen. Als Erstes kauft Thorsten für Nina ein Geschenk, als Wiedergutmachung für versehentlich weg getrunkenes Wasser. Einen kleinen Alabasterelefanten. Der Größe der Ohren nach, ein afrikanischer. Danach gibt es einen Rundgang durch Volterra.

Palazzo
Palazzo dei Priori, ältester Kommunal-Palast der Toskana

Wir versuchen irgendwie auf die Stadtmauer zu kommen, was uns nicht gelingt, dafür entdecken wir einen lauschigen Weg entlang der Mauer, der durch den dort entstandenen Wald führt. Wir beschließen zurück nach Chiusdino zu fahren, morgen wollen wir die Rückfahrt nach Deutschland antreten und da muß noch die Strecke geplant werden und das Zeug gepackt. Essen wollen wir auch noch.

Zurück auf die 68 Richtung Colle, die wir am Abzweig Richtung Casole d' Elsa verlassen, weiter Richtung Mensano. Kurven, Kurven, Kurven und niemand unterwegs. In Casone Richtung Radicondoli. Das erste Fahrzeug dem wir begegnen ist aus Freiburg (FR (Fahrender Rüpel)). Der schneidet kurz vor Radicondoli im Gegenverkehr eine verengte Linkskurve-Bachbrücke-Linkskurve-Kombination. Thorsten kommt dank Vollbremsung haarschraf an dem Nasenbohrer vorbei. Aufgerissenen Augen und offenstehender Mund bei jeglicher Abwesenheit einer sonstigen Reaktion, um die Situation zu entschärfen. Alleine das war es wert. Wahrscheinlich hat der gerade realisiert, alles andere als ein Motorrad und man hätte ihn samt seinem Kleinwagen von der Felswand gekratzt, ersatzweise aus dem Bachbett gesammelt.

Kurz vor Montieri wäre der Urlaub dann wirklich beinahe vorzeitig beendet gewesen. In einer Kurve mit Verengung kommt uns ein italienischer Tieflader für Baumstämme auf unserer Spur entgegen. Nun, der kann nicht anders um die Kurve, die Alternative wäre, das er den Abhang runterstürzt. Nachdem der Lkw, Thorsten, Nina und ein auf Nina folgender italienischer Kleinwagen nach Vollbremsungen stehen, reicht die Lücke zwischen linkem Lkw-Kotflögel und Felswand gerade noch für Thorstens Dicke und danach für Ninas Kälbchen. Die Zwillingsreifen des Lkw haben beeindruckende Spuren auf der Straße hinterlassen.

Wir kommen um 16:30 in Chiusdino und beschließen noch auf ein Espresso und ein Gelato das brodelnde Leben auf der Piazza zu geniessen. Wie man sehen kann, sind die Veränderungen zum Vorjahr enorm.

Palazzo   Palazzo
Fenster zur Piazza in Juni 2011(links) und Juli 2010

Diesmal ist es uns gelungen zwei Stühle und einen Tisch von den Einheimischen zu ergattern. Wir machen noch ein paar Aufnahmen von Chiusdino, gehen duschen und besuchen den Treffpunkt an der Spitzkehre. Gut das wir uns entspannt haben, denn es wartet noch eine Herausforderung auf uns.

Es verspricht ein ruhiger Abend im La Palazzina zu werden, Francesco erscheint mit Prosecco, wir stoßen an und.... Es fährt ein VW-Bus aus Waiblingen (WN) die Auffahrt hoch, 2 Erwachsene und unzählige Kinder hinten drin. Thorsten kommentiert, "Oh Schulausflug", da kommt schon der zweite VW-Bus aus Waiblingen die Auffahrt hoch. Noch ein Schulausflug. Ruhiger Abend wird wohl nicht. Wir stellen schnell fest, das ist kein Schulausflug, sondern 2 Brüder mit ihren Frauen und insgesamt 11 Kindern, wobei der 12te Braten bereits in der Röhre ist.

Erster sinnbefreiter Vorschlag der Eltern, "Guckt mal, hier ist Platz, ihr habt doch sicher einen Fussball dabei?". Super-Idee, auf dem Parkplatz eines Ristorante Fussball spielen. Nein, kein Fussball dabei. Francescos Geschäft brummt, obwohl ihm deutlich anzumerken ist, es wäre ihm lieber, dem wäre heute nicht so. Jedenfalls, für Unterhaltung ist gesorgt. Familie 1 stellt erstaunt fest, das in Italien die Spaghetti ohne Löffel serviert werden. Da die italienische Sprache, insbesondere das Wort für Löffel in Italien völlig überbewertet sind, überlegt man ernsthaft und lautstark, ob man nicht einen Löffel im Bus hätte. Wir wissen ja schon aus Erfahrung, für Schwaben ist italienisch ein hochdeutscher Dialekt und den kann man nun mal nicht. Englisch gehört offenkundig auch zur hochdeutschen Dialektgruppe, man versucht es noch nicht ein Mal in dieser Sprache. Wir lernen, das man eine Portion Spaghetti auch innerhalb von 45Minuten verzehren kann, alles einzeln. Nach 2 Stunden Dauerlärm fragen wir uns langsam, warum Großfamilien scheinbar immer der Meinung sind, der Rest der Welt müsste an ihrem Familienleben teilhaben und ihre Probleme würden irgendwen ausserhalb ihrer Sippschaft interssieren. Den lieben Kleinen ist natürlich langweilig.

Plagen
Großfamilien

Als der erste gelangweilte Filius anfängt an der C rumzufummelen, gibt es nur ein lautes "Wenn der nicht aufhört, hack ich ihm die Finger ab!". Das führt zu einer panischen Reaktion bei den Eltern, es wird ein Volleyball herausgekramt und die Schar, bis auf den Jüngsten, auf den gegenüberliegenden Fussballplatz geschickt. Na also, geht doch! Man kann sich endlich wieder unterhalten, ohne sich anbrüllen zu müssen.

Irgendwann, es ist schon dunkel, verschwindet der Hühnerhaufen. Wir bestellen noch ein Mal einen Liter "Vino della casa" aber der Kellner bringt eine Flasche Sangiovese Riserva aus der Region. Der Kellner zuckt die Schultern und meint nur "Francesco!"

Nach dem Wein, Espresso, Grappa und einer langen Unterhaltung mit Francesco gehen wir um 02:00 ins Bett. Morgen warten knapp 600km auf uns, wir wollen zum Lago Maggiore zurück.

Tagestips

Übernachtung "La Palazzina" Via Lido Santini 4, 53012 Chiusdino, Webseite
Essen La Palazzina, gut, es grenzt schon an Völlerei, was wir im Laufe des Abends verdrücken
Besonderes Die Tour war schön.
Kommentar Der Tag hat was, zwei Beinahe-Unfälle innerhalb von 20km, 2 schwäbische Großfamilien. Wir sind glimpflich davon gekommen, es hat nicht geregnet.

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