Orbetello Scalo – Magliano – Scansano – Pancole – Arcille – Cinigiano – San Angelo in Colle - Buonconvento – Lucignano d' Arbia – Palazzina – San Lorenzo a Merse – San Galgano - Chiusdino

Daten

Tag Montag, 05.07.2010
Entfernung 182km
Reisezeit 4,5h mit Pausen
Pässe keiner
Wetter 32 - 40Grad, heiß und sonnig

Beschreibung

Wir verlassen das Hotel, mit uns reist auch die Polizeimannschaft, knapp 10 Leute, ab. Wir wollen durch das Hinterland über Nebenstrecken zu unserem nächsten Ziel, Chiusdino. Ein Dorf, halbwegs zwischen Massa Marittima und Siena. Wir wollen in ein spezielles Hotel, "La Palazzina". Also italienisches Frühstück und ab auf die Bikes.

Mitten in der Pampa
Standort: Mitten in der Pampa

Für unsere Verhältnisse brechen wir mitten in der Nacht auf (das werden wir noch bereuen), da wir ausschließlich Nebenstrecken fahren wollen. Wir werden mit leeren Straßen und Kurven belohnt. Dafür haben wir mal wieder das Problem, Ortshinweise an den Straßen und Ortsnamen der Karte weichen erheblich von einander ab, Navigation nach Himmelsrichtung. Wir fahren ein kurze Stück die Chianti-Straße entlang, durch die Tenuta Banfi, ein riesiges Gebiet voller Wein.

Pause in der Pampa
Irgendwo zwischen Orbetello und Chiusdino

Pause
Nina kann es nicht erwarten

Wir kommen in Chiusdino an und das Hotel ist zu. Frust, wir haben die Öffnungszeit des hoteleigenen Restaurants um 10 Minuten verpasst. Aber trotzdem, wo ist die Wirtin, die immerhin etwa Mitte 60 sein müste und eigentlich hier auch wohnt? Telefonisch klärt sich, in 3 Stunden sind die neuen Besitzer wieder da. Was macht man in einem italienischen Dorf irgendwo in der Pampa, wenn man 3 Stunden Zeit hat und es früher Nachmittag ist?

Richtig, man fährt zur Piazza und sucht das Dorfcafé auf. Auch hier hat sich einiges geändert. Die Piazza wurde aufwendig umgestaltet und aus dem Café ala "Don Camillo und Peppone" ist eine Sportsbar geworden. Zwar ist es immer noch Treffpunkt der etablierten Dorfelite und der Rentner, aber es hat viel von seinem ursprünglichen Charme verloren. Da offenkundig noch Siesta ist und alle Plätze besetzt sind, kaufen wir ein großes Wasser und hängen an der Piazza ab.

Piazza Chiusdino
Dorfmittelpunkt, nachmittags um drei.

Wir nehmen es philosophisch, zum Beispiel, ob man in Chiusdino tot über den Zaun hängen möchte oder auch nicht. Lebend wäre es auf gar keinen Fall eine Alternative, da man dann nur die eigenen Beine sieht. Danach beschließen wir, diesen Tag zu streichen, wir können uns nur nicht über die Farbe einigen. Gegen 16:30 (die halbe Wartezeit ist rum) kommt Leben in das Dorf, aber nur kurzzeitig. Offenkundig überprüft jeder nur, ob es was zu tun gibt, nach einer halben Stunde Hektik ist, bis auf wenige Ausnahmen, jeder Einheimische wieder an seinem Platz im Café. Zudem können wir Studien anstellen, welche Auswirkungen "Rriiiitaaaaaaaa" bei ca. 100db auf die Arbeitsmoral abhängig Beschäftigter hat. Wir stellen fest, ein solcher Nachmittag in diesem Dorf muß die Erfindung der Langsamkeit gewesen sein.

10 Minuten vor der avisierten Ankunft der Hotelbesitzer verlegen wir unsere philosophischen Betrachtungen um ca. 200m Luftlinie und ein Spitzkehre. Die, aus unserer Richtung nicht erkennbare und nicht beschilderte, Spitzkehre wird von 2-3 Rentnern auf einer Bank bewacht, die offenkundig auf Ereignisse mit Ortsfremden warten. Mit 15 Minuten Verspätung treffen unsere Hotelbesitzer ein und wir können ein Zimmer beziehen, das Hotel wurde vor Kurzem saniert.

Im Hotelrestaurant haben wir am Abend dann mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Chiusdino, abseits aller Routen ist scheinbar auch anderen Touristen bekannt. Leider die eher unangenehme Sorte deutscher Urlauber. Ein SUV mit einer Familie fährt vor, obwohl italienisches Kennzeichen ist ziemlich schnell erkennbar, um wen es sich handelt. Klugscheißende Eltern mit klugscheißenden Kindern, die Kinder sind verhaltensauffällig. Ach ja, wie Vater gegenüber seine Sprößlingen ausführt, würden sie nicht umsonst auf teure Spezialschulen geschickt. Umsonst ziemlich sicher, nur was es kostet, ist die Frage. Es steht zu befürchten, dass hier die nächste Generation Amokläfer herangezogen wird. Zudem wird das Unwort des Jahres kreiert. "Nußstückchen". 15 mal in 6 Minuten lautstark wiederholt, um den Sohnemann den Vorteil von Eiswaffel zu "Industrieeis" klar zu machen, sind dann doch eher eine Beleidigung für jeden Menschen, dessen Intelligenz oberhalb der Raumtemperatur liegt. Der Knaller ist allerdings, das Mutti die einheimische Bedienung fragt, ob sie kein italienisch versteht. Der Mann versteht nichts Anderes. :-)

Tagestips

Übernachtung „La Palazzina“ Via Lido Santini 4, 53012 Chiusdino
Essen Hotelrestaurant, typische italienische Küche, gut und günstig
Besonderes Chiusdino hat sich verändert, erheblich. Trotzdem ist es ein Ort in dem man abseits der Touristenströme noch seine Ruhe haben kann, von Ausnahmen abgesehen.
Kommentar Nachts ist es wirklich dunkel und man kann die Milchstrasse sehen, die Zikaden zirpen, Hunde bellen in der Dunkelheit.

Chiusdino – Siena – Massa Marittima – Chiusdino

Daten

Tag Dienstag, 06.07.2010
Entfernung 139km
Reisezeit 7h mit Pausen, Besichtigung und 2 Einkaufsbummeln
Pässe keiner
Wetter 30 - 35 Grad, heiß, sonnig

Beschreibung

Ausser dem netten Dorf, dem kleinen Hotel ist einer der Gründe warum wir nach Chiudino gefahren sind, die relative Nähe zu Siena, dabei aber abseits der Rennstrecke Siena - Follonica. Nach dem Frühstück geht es los, Kurven bis Siena. Wir klappern sämtliche Auffahrten nach Siena ab, auf der Suche nach der Zitadelle. Die letzte ist es dann. Wir wollen auf den Markt an der Festung.

Leider ist heute kein Markt, er ist immer am Mittwoch, wie wir erfahren. Thorsten hatte Dienstag in Erinnerung, wie 19 Jahre doch manche Daten fälschen. Wir nutzen die Zeit zur Besichtigung der Zitadelle, die der Zitadelle in Spandau gleicht. Hier fehlen zwar Juliusturm und Wassergraben, dafür passt die Spandauer Zitadelle locker in die von Siena rein.

Blick auf Parkplatz
Größenordnung der mittelalterlichen Festung

Breit, breiter, ...
Die Festungsmauer, breiter als die meisten Straßen in Siena

Schema
Schema einer Zitadelle

Größenwahn
Dom über Altstadt, nur mal im Verhältnis

Danach bummeln wir durch Siena und besuchen noch mal die Piazza del Campo, ohne Aufbauten für Pferderennen, dafür voller Touristen. Auf der Rückfahrt, wir wollen nach Massa Marittima zu "Signore", übernimmt Nina die Führung und hängt am Gas. (Wie soll das in Brandenburg werden? "Kurve, welche Kurve? Ach, die kleine Biegung da hinten? Da stand 60 dran? Wirklich?") "Signore" hat leider zu und macht erst später auf, so lange wollen wir nicht warten. 60km für Zigaretten kaufen und ein Eis? Also bummeln wir durch Massa Marittima, finden ein Mitbringsel für eine Freundin, suchen nach einem Bikini für Nina. Thorsten kann gerade noch verhindern das Nina ein weitere (so, die gefühlte 2347ste) Handtasche kauft.

Piazza
Piazza, ohne Pferderennen, dafür voller Touristen

Auf der Fahrt nach Massa Marittima haben wir auf dem Vorbeiflug festgestellt, Montebello ist offen, also halten wir auf dem Rückweg auf einen Espresso. Wir müssen zwischenzeitlich einem Bochumer Pampersbomber aufzeigen, das man sich nicht zwischen 2 Motorradfahrer quetscht, wenn man nicht bis zur nächsten Überholmöglichkeit für ein Motorrad 40 fahren möchte.

Tagestips

Essen Hotelrestaurant. Steak Fiorentiner Art, das hätte auch für 4 Personen gereicht.
Kommentar Die Überraschung des Tages war das Frühstück, guter mitteleuropäischer Standard, nicht die italienische Miniveranstaltung. 3000ten Tourkilometer erfahren.

Chiusdino - Siena - Chiusdino

Tag Mittwoch, 07.07.2010
Entfernung 78km
Reisezeit 6h mit Stadtbummel und Imbiss in Montebello
Pässe keiner
Wetter 30 - 38 Grad, heiß, sonnig

Nach einem weiteren reichhaltigen Frühstück wieder nach Siena, auf der Strecke haben wir inzwischen Übung. In Siena stellen wir fest, dass es auch in Italien die Sorte Autofahrer gibt, die mit völlig geistlosem Blick, offenem Mund und Nase an der Windschutzscheibe, mitten auf Hauptverkehrsstraßen im Schritttempo über Kilometer Parkplätze suchen. Wir dachten bis dato, das wäre ein typisch deutscher Fall von Straßenverkehrsgefährdung.

Wir bummeln über den Markt an der Zitadelle und Nina kauft ein Kleid, einen Bikini und zwei Handtaschen. Und, "Wer hats gefunden?" "Der Thorsten!". Halbwegs hungrig beschließen wir, das Essen von Montebello zu testen. Früher gab es dort den ganzen Tag über leckere Panini. Gesagt, getan. An einer Baustellen-Ampel drängeln wir uns vor (Im Gegensatz zu Deutschland ist das in Italien an keiner Ampel ein Problem, im Gegenteil, meist lassen die Italiener für Motorradfajrer sogar Platz in der ersten Reihe). Anscheinend stört dies in diesem Fall jedoch einen einheimischen Alfa-Fahrer. Jedenfalls startet er ab der Ampel eine wüste Aufholjagd, die er auf Grund der Streckenführung nicht gewinnen kann. Wir haben keine Lust auf den Blödsinn und fahren wie geplant Montebello raus. An den leckeren Panini hat sich durch den Besitzerwechsel nichts geändert, auch wenn die Bruchsteinwände des Ristorante zwischenzeitlich verputzt wurden.

Den Rest des Tages verbringen wir eher gemütlich, morgen steht die erste Etappe der Rückreise an. Zwischenzeitlich haben wir beschlossen nicht über Bern zu fahren, sondern den Brenner und den Zirlerpass mitzunehmen.

Hotel
3-Zimmer-Hotel mit Restaurant
Terrasse
Restaurant mit 3-Zimmer-Hotel
Die Bikes
Letze Pause vor dem Rückweg

Abends werden wir mal wieder von Landsleuten überrannt, dem Dialekt nach zivilisierte Sachsen, man kann sie verstehen. Platzsuche der neun Neuankömmlinge. "Nee, da nicht, da gucken wir auf die Mauer." Nina kommentiert: "Das sind wirklich Ossis, die haben Angst vor der Mauer." Dann braucht die Mannschaft eine halbe Stunde, um neun Pizzas zu bestellen und beschwert sich nach 5 Minuten "Zu Hause hätten wir die längst.". Hmm, der Unterschied zwischen einem sächsischen Imbiss und einem italienischen Ristorante ist offenkundig nicht klar und 20 Jahre früher war in der Ecke Deutschlands Pizza ganz sicher nicht zu bekommen. Als sich die Sachsen zum Gucken des Halbfinalspiels von Deutschland verziehen, taucht ein Fahrzeug aus Weisenfels auf. Nina kommentiert, "Das sind Ossis, die steigen aus wie aus'nem Trabbi. Mit dem Arsch zu erst." Auch die verschwinden zum Fussball gucken. (Wat nen Glück für uns).

Tagestips

Essen Wieder im Palazzina
Kommentar Wir sind bis heute davon überzeugt, hätten die zwölf Ossis nicht geguckt, hätte Spanien nicht gewonnen. Der versammelte Fußball-Unverstand war nicht zu übertreffen.

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